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Kunstköder: Oberflächen-Räuber mit Poppern nachgestellt

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Einer meiner einprägendsten Angelerinnerungen aus der Jugend ist zweifelsohne eine Hechtattacke auf einen Köderfisch, der sich gerade von meiner Montage gelöst hatte. Damals versuchte ich schon den ganzen lieben, langen Morgen einen strammen Burschen an einer Baumkante dingfest zu machen, hatte dabei aber bisher keinen Erfolg. Beim x-ten Auswurf löste sich mein Köderfisch aus dem System und schwamm dann ca. 10m vor mir an der Wasseroberfläche. Nicht lange, denn da schoss der Räuber vor mir aus dem Wasser, schluckte meinen Köderfisch und ließ mich mit einem riesigen Schrecken zurück.
Genau diese Gefühle ereilen einen beim Fischen mit schwimmenden Kunstködern wenn ein Biss erfolgt. Das ist jederzeit möglich und es passiert natürlich immer dann, wenn man nicht damit rechnet. Es ist ein atemberaubendes Abenteuer, was man erfährt. Immer wieder aufs Neue, immer wieder spannend und immer wieder mit einer Herzinfarkt-Chance. Denn der Biss kann immer und überall kommen, vorausgesetzt der Köder und die Führung passen. Michael Schumm hat zu Papier gebracht wie Alex Cruz die Räuber an der Oberfläche fängt – die Gefahr für einen Herzinfarkt inklusive...

Die Zeit der künstlichen Oberflächenköder beginnt, wenn sich das Wasser langsam erwärmend. Jetzt werden auch die Kleinfische aktiv und tummeln sich wieder an der Oberfläche, was natürlich Hechte, Barsche und Rapfen registrieren und anlockt. In spektakulären Raubzügen jagen sie die Kleinfische durch das Oberflächenwasser, wobei die Gejagten immer wieder fluchtartig aus dem Wasser springen. Nicht selten springen die Jäger gleich hinterher. Spektakulärer kann Angeln eigentlich kaum noch werden.
Im Laufe des Mai kann man daher langsam schauen, wo sich die schwimmenden Kunstköder im Angelkeller befinden und sich mit ihnen am frühen Morgen an die Schilfkanten und Flachwasserzonen begeben, wo jetzt die Räuber auf ihre Opfer lauern. Im Sommer werden vor allem die späten Abendstunden für diese Angeltechniken extrem interessant (mehr erfahrt ihr auch unter "Hecht-Zeiten im Sommer"). Doch was braucht man für Angelköder und wie werden sie geführt?

Der Popper: das Prinzip

Zugegeben, mein erster Kontakt mit dem Popper war eher kühl. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dieses schwimmende Ding mit einem Teller vor der Birne auch nur einen kleinen Hecht beeindrucken könnte. Die Neugierde siegte jedoch über die Skepsis und sollte meine Einstellung nach dem ersten Einsatz am Wasser ändern.

Wie oben schon angedeutet, haben Popper eine mehr oder weniger ausgeprägte Einbuchtung im Kopfbereich. Sie bewirkt, dass der Köder bei ruckartiger Führung (Rutenführung s. Skizze) eine Luftblase unter die Wasseroberfläche drückt, wobei ein deutlich hörbares „Plop“ (Engländer sagen „to pop“, daher der Name Popper.) über den Angelplatz schallt. Dieses Geräusch breitet sich nicht nur über dem Wasser in der Luft aus, sondern auch unter der Wasseroberfläche und genau das macht die Raubfische auf unseren Köder aufmerksam.

Andere Popper-Modelle sorgen mit ihrer Schnauzenform dafür, dass nur das Wasser an der Oberfläche spritzt. Je nach örtlichen Vorlieben der Fische können beide Varianten erfolgreich sein.

Der Popper: die Köderführung

Wer denkt, dass man jetzt nur noch an das Wasser fahren muss und mit seinem Popper und den Plop-Geräuschen die Flachzonen und Schilfkanten beschallen muss, um den Raubfisch seines Lebens zu fangen ist komplett auf dem Holzweg. Auch hier gilt: Weniger ist mehr!
Mit der Rutenspitze werden säuberlich abgestimmte Rucke erzeugt, die in unregelmäßigen Abständen mal weniger, dann wieder mehr hörbare Geräusche erzeugen. Nach dem „Plop“ erfolgt eine Ruhephase, in der der Köder bei festem Schnurkontakt einfach nur an der Oberfläche ruhen gelassen wird. Die Pausen können bis zu einer halben Minute dauern, aber auch nur einige Sekunden in Anspruch nehmen. Meist liegen die Pausen bei ca. 5 Sekunden. Die Länge dieser Pausen richtet sich ein wenig nach der Gewässertiefe an der Angelstelle. Fischen wir an tieferen Bereichen, sind die Pausen länger und der „Plop“ darf lauter ausfallen. In flacheren Bereichen sind die Pausen kürzer, wobei auch der „Plop“ etwas leiser sein sollte.
Gerade die Pausen sind bei dieser Angeltechnik extrem wichtig! Denn hier erfolgen eine Vielzahl der Bisse. Das kann auch gut und gerne 15-30 Sekunden nach dem Plop-Geräusch sein. Diese Zeit kommt einem beim Angeln wie eine Ewigkeit vor. Trotzdem solltet ihr die Geduld dazu aufbringen. Seid ihr so ruhig und habt den richtigen „Plop“ für eure Angelstelle gefunden, dann schießt in der Ruhephase ohne Vorwarnung ein Wasserschwall hoch und eure Rute krümmt sich. Genau hier liegt die nächste knifflige Sache bei dieser Angeltechnik. Ihr müsst mit der Schnur immer einen direkten Kontakt zu eurem Popper haben. Dazu solltet ihr den Köder immer im Auge behalten. Sobald eine Attacke kommt, wird sie mit einem Anhieb beantwortet. Oft ist die erste Attacke des Räubers noch nicht erfolgreich. Da solltet ihr nicht resigniert den Köder einholen. Macht einfach ein weiteres „Plop“ und verharrt mit den Köder in der Ruhephase. Der zweite, dritte oder vierte Angriff wird folgen!
Hängt der Räuber erst am Haken, werdet ihr einen Oberflächen-Drill erleben, von dem ihr noch nach Jahren berichtet werdet – versprochen!

Eine Führungsalternative

Manchmal bringt das „Ploppen“ nicht den erwünschten Erfolg. Dann solltet ihr es nur mit spritzendem Wasser probieren. Hierzu werden Popper-Modelle verwendet, bei denen die Unterlippe des „Tellermauls“ kürzer ausgeprägt ist (s. Bild ganz oben).
Eine Variante kann es sein, dass ihr diese Popper regelrecht durch das Oberflächenwasser schießen lasst. Rapfen und Barsche macht diese Köderführung manchmal richtig wild. Aber auch hier ist das kurze Zupfen mit den dann folgenden Ruhephasen die meist erfolgreichere Variante.

Fazit:

Ob Popper mit groß aufgerissenem Maul, die „Ploppen“ oder mit Modellen, die „nur“ spritzen: Wer am frühen Morgen (Frühjahr/Frühsommer) oder spätem Abend (im Sommer) viele Kleinfischschwärme an der Oberfläche über Krautbänken erblickt und zudem die Räuber an der Oberfläche dazwischen schießen sieht, der sollte diese Köder auf jeden Fall ausprobieren. Aufregender kann das Raubfischangeln in unseren Gewässern, sei es vom Boot oder vom Ufer aus, nicht ausfallen!

Euer
Alex Cruz und schummi   

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