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Mit Bojen-Lightversion auf dicke Schlangen

Viele kennen die Boje nur für das Wallerfischen. Man kann sie aber auch in einer kleineren Version extrem gut auf Aale oder Hechte einsetzen. Gerade an Gewässern mit vielen Hindernissen (Kraut, umgefallene Bäume, überhängende Zweige usw.) kann diese Montage die Rettung zum Befischen großer Räuber sein. Clemens Adler erklärt euch in diesem Artikel, wie man die Technik z.B. auf Aale einsetzen kann. Das alles klappt aber auch hervorragend auf Hechte.

Eine kleine Vorgeschichte

Vor einigen Jahren standen wir vor dem Problem eines unserer Hausgewässer, ein ca. 12 Hektar großen Baggersee, welcher bis an die Oberfläche verkrautet war. Ein Fischen ohne »Krautsalat« am Haken war hier absolut nicht möglich. Die Karpfenangler arbeiteten mit dem Boot und Krautrechen, um der Krautplage wenigstens ein paar Quadratmeter zu entreißen, um so eine Chance zu haben, ihre Boiliemontage zum Grund zu bekommen. Bei einem Biss drillten sie den Karpfen nicht, sondern fuhren mit dem Boot hinaus, um den im nächsten Krautfeld festgefahrenen Fisch regelrecht zu pflücken.
Von den Raubfischanglern wurde dieser hingegen See völlig vernachlässigt, da er sowohl mit Natur- als auch mit Kunstködern, als unbefischbar galt. Wie es dann oft zwangsläufig so ist, beherbergen diese Gewässer dann einen exzellenten Bestand an Hechten, so auch unser See. Genau dieser Aspekt motivierte uns zum Nachdenken über potenzielle Angelmontagen. Da wir beim Wallerfischen auf statisch fixierte Köderfische mit der Bojenmontage hin und wieder  Bisse von Hechten und Zander hatten, schoss uns die Idee durch den Kopf, die ohne Zweifel etwas grobe Ausführung abzuspecken und, nennen wir es einmal, »hechtfreundlicher« zu gestalten.

In Kombination mit dem Krautrechen waren wir nun in der Lage, uns eine an beliebiger Stelle im See befindlichen Angelplatz anzulegen und den Köder so zu fixieren, dass er z.B. durch Windverdriftung nicht Sekunden später im Kraut fest hängen würde.

Aller Anfang ist schwer

Bald ging es ans Werk und die kleinen Bojen sowie die Auslegerposen wurden gebastelt und der Krautrechen von einem Bekannten mühevoll zusammengeschweißt. Schon  wenige Tage nach der Idee waren wir startklar zum Fischen.

Nachdem das Kraut erfolgreich im Schweiße unseres Angesichts abgeerntet und die Montagen in der Mitte des eben erstellten Krautloches versenkt war, mussten nur noch die Bisse erfolgen. In der Theorie war alles bestens durchdacht und wir waren uns unserer Sache völlig sicher. Und Treffer! Die arglosen Hechte schnappten sich die Köder auf dem Präsentierteller. Diese Geschichte funktionierte richtig gut. Das überraschte uns selbst ein wenig. Aber dies soll ja kein Hechtbericht werden…

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt

Da sich die Montage in solchen extremen Krautsituationen bewährt hatte, sprach für eine Verwendung in anderen Gewässern nichts dagegen, denn auch dort haben wir, beim Einsatz der normalen Posenmontagen das Problem der Windverdriftung, welches uns dazu zwingt unsere Montagen permanent zu korrigieren und gezwungenermaßen neu auszuwerfen.

Also wurde ein neuer, mehrtägiger Einsatz an einem ca. 25ha großen Baggersee geplant. Nachdem eine erfolgsversprechende Stelle vor einer überhängenden Buschreihe mit einer schroff abfallenden Kante am Grund des Sees lokalisiert werden konnte, platzierten wir dort unsere Minibojenmontagen. Direkt unter dem Busch hatten wir eine Gewässertiefe von ca. 1,80 Metern. Danach fiel diese an besagter Kante auf 3,70 Meter ab. Einen unserer Köder boten wir direkt an der Kante in einer Tiefe von ca. 1,50 Metern an. 

Einen weiteren direkt unterhalb der Kante in einer Tiefe von 3 Meter. Zwei weitere Köder legten wir ca. 1 Meter vor der Kante in Richtung Busch auf 1,20 Meter Tiefe ab.
Nun harrten wir der Dinge, die da kommen sollten...

Was soll ich sagen…Die Fische mochten nicht. Von morgens 5:30 Uhr bis abends 20:00 Uhr tat sich absolut nichts, obwohl ich meinen Allerwertesten darauf verwettet hätte, das dort zumindest ein Süßwasserkrokodil Patroullie schieben würde. Da wir durch die Nacht hinweg nicht mit Hechtbissen rechneten, tauschten wir abends unsere Stahlvorfächer gegen 0,30ger Mono-Vorfächer aus. Der Drilling musste einem Einzelhaken in der Größe 1/0 weichen.

Die Köderfischgröße wurde ebenfalls von 14 – 20 cm Länge auf 8 – 12 cm reduziert. Unsere Hoffnung war es, in der Nacht wenigstens einen Zander zu erbeuten. Nachdem eine leckere Bohnensuppe (logischerweise aus der Dose) verzehrt und eine Tasse Cappuccino (löslich aus der Puder-Verpackung) die Kehle hinunter geflossen war, machte man sich so langsam bettfein.

Nun fing man im Halbschlaf wieder an sämtliche Parameter wie richtige oder falsche Stelle, Mondphasen, Wassertemperatur, Luftdruck, Wind, ph-Wert und Köder durchzugehen, ohne wirklich zu der Erkenntnis zu kommen warum heute nichts beißt.

Eigentlich passt doch alles. In solchen Situationen fängt man an, an sich selber zu zweifeln, ich schlief mit diesen Gedanken erst mal ein. Ins Land der Träume versunken holte mich das grelle Schreien meines Bissanzeigers wieder in die Realität zurück. Der Puls schoss von Ruhefrequenz auf über 180, hektisch schlüpfte ich im Dunkeln in die Pantoffeln. Wo ist schon wieder meine Kopflampe? Egal, ran an die Rute! 

Natürlich wurde bei dieser Aktion der Fuß schön an einem abgesägtem Baumstumpf hängen gelassen und weiter Richtung Rute gekrochen. Die Schmerzen kamen erst wesentlich später zum Gehirn. Jetzt zählte nur eins! Gott sei Dank! Der Baitrunner läuft sauber kontinuierlich ab und der Bissanzeiger fidelt für uns Angler die schönste Melodie. Ein beherzter Anhieb lässt die Reißleine an der Boje sprengen und sofort wird über die Hauptschnur der Rutenblank belastet.

Hängt! Mittlerweile hatte sich auch mein Freund Tobi aus seinem Schlafgemach gepellt und noch vorher richtig schön gemacht und gesellte sich, glücklicherweise mit Licht auf dem Haupt, neben mich. 

»Und was ist es?«
»Keine Ahnung, Hecht oder Zander ist es nicht. Schwimmt merkwürdig, vielleicht ein 70er Waller!«

Diese Vermutung lag recht nahe, da dort die Karpfenangler in den letzten Jahren vermehrt auf ihre fischigen Boilies halbstarke Waller überlisten konnten. Nach einem relativ kurzen aber harten Drill zeigte sich unser Gegenspieler in dem Licht der Kopflampe. Schade, das man in solchen Momenten sein eigenes Gesicht nicht sehen kann. »Ein Aal. Und was für einer!!!«

Tobi holte unseren extra großen Unterfangkecher und der Fisch konnte sicher gelandet werden. Im Kescher vollführte er einen wilden Schlangentanz, welcher später erst so richtig gut zur Geltung kommt, wenn der Kescher bei 30° Außentemperatur wieder im heißen Auto transportiert wird. Geruchsmäßig hat man da länger etwas von seinen Fängen. 

Doch bei einem solchen Fisch gehe ich bei der Landung kein Risiko ein und nehme die später anstehende Geruchsbelästigung auch mal gerne hin. Der Aal hatte eine Länge von 107 cm und geschätzten 6 Pfund. Das sollte in dieser Nacht jetzt so weiter gehen! Wir waren voller Optimismus, was unsere nächsten Fänge betraf…

Nachdem ein neues Vorfach gebunden und bestückt war, wurde die Montage neu ausgebracht. Mit gehörig Adrenalin im Blut war an Schlaf jetzt erst einmal nicht zu denken. Der nächste Cappuccino trug mit Koffein auch nochmal dazu bei. Cirka eine Stunde später ein erneuter Biss. Leider lief dieser nicht voll durch. Also ab ins Boot um die Montage zu überprüfen. Soweit schien alles in Ordnung, doch als der Köderfisch kontrolliert wurde, fehlte diesem ein ca. 4 cm im Halbkreis ausgebissenes Stück. Wieder Aal, und wieder kein kleiner. In dieser Nacht konnten keine weiteren Bisse verzeichnet werden. Auch der folgende Tag belohnte uns  nicht mit Hechten.

Bei Einbruch der Dämmerung wurden die Ruten wie am Vorabend für den Aalfang präpariert. In dieser Nacht konnte ein weiterer Traumfisch von 102 cm und ca. 5 Pfund gelandet werden. Die Bojen-Light-Montage hatte ihre Feuertaufe zum Aal fangen damit bestanden und ist seitdem bei uns ein ständiger Begleiter geworden.

Gewässertipp

Gerade in der Nähe von Autobahnen befindet sich durch den Kiesabbau entstandene Baggerseen. Diese haben im Schnitt ein Alter von ca. 20 – 45 Jahren. Meist werden diese nach kurzer Zeit vom Grundwasser geflutet und ca. 2 – 5 Jahre später von Angelsportvereinen gepachtet und besetzt.  Aal wird auf Grund seines mittlerweile horrenden Preises kaum bis gar nicht mehr besetzt. Schade eigentlich. 
Durch den enormen Karpfen-Boom Anfang der 90ger Jahre, sind diese Gewässer auch nachts meist in den Händen der Carp-Hunter. Aalangler trifft man dort dann eher weniger. Der in früheren Jahren häufig eingebrachte Aalbesatz konnte sich so völlig ungestört entwickeln und abwachsen. Das ist die Chance für unsere Mini-Bojen-Technik!

Daher unser »kleiner Merksatz zum Aalangeln«:

Baggersee 8 – 20ha + älter als 20 Jahre => früher regelmäßiger Aalbesatz

Kommen dazu:

keine Abwanderungsmöglichkeiten für den Aal + fast nur Karpfenangler 

=> absolutes Top Aalgewässer.

Autobahnen gibt es überall,  ihr habt sicherlich auch so eine Goldgrube in eurer Nähe. Augen a

Geräte-Tipp

Rute Mosella Mantikor »Leviathan« Naturköderrute Modell 2010 (Prototyp-Rute im Test / erhältlich ab Frühjahr 2010) Wurfgewicht 35 – 120g Länge 3,30m
Rolle Shimano Big Baitrunner M (ein Klassiker)
Hauptschnur Mosella Mantikor Spin-Line 0,28mm Tragkraft 19,6kg
Gummiperle Mantikor Soft Shock Beads ∅12mm
Stopper Mosella Mantikor Dominator Power Stopper Größe M
Pose Drennan Pike Bob Tragkraft 20g
Blei Mosella Tropfenblei mit Schlauchinnenführung 18g
Karabinerwirbel Mosella Mantikor Anti Twist Double Sicherheitskarabiner Größe 6
Vorfachmaterial Asso Super Fluocarbon ∅ 0,30mm Tragkraft 6,9kg
Haken Raubfischhaken VMC 7316 BN Gr. 1 – 2/0

Soweit unser Bericht zu den Mini-Bojen. Jetzt interessiert euch sicher die ganz genaue Montage. Die findet ihr hier. So könnt ihr pünktlich zum Start der Hechtsaison gezielt den Freiwasser-Räubern nachjagen. Und im nächsten Sommer heißt es für euch auch:
Aal frei!

Euer Clemens Adler

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