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Angelerlebnisse in einer Stadt während einer Fußballübertragung

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Es ist ein Angelsonntag. Morgens waren wir schon zum Bolognese-Angeln in einem weniger bekannten Silokanal-Abschnitt in Brandenburg an der Havel. Am Abend sollte dann die Entscheidung in der deutschen Gruppe bei der Fußball-EM 2012 fallen und das wollten wir live beim Public-Viewing mit verfolgen. Doch ich entschied mich kurzerhand ganz anders und wollte meine Raubfischkarte am Silokanal noch mal nutzen gehen...

Es ist ein schöner Sommer-Abend. Der Tag war sonnig und so war auch der Abend sehr mild, was die Mücken tanzen ließ. Schon am Morgen dachte ich an die Räuber im Silokanal als ich wach wurde und den Sonnenaufgang über der Stadt erblickte. Die Bedingungen rochen da förmlich schon nach Hecht. So kam am Abend meine Entscheidung nicht ganz so überraschend, das entscheidende Vorrundenspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft nicht zu schauen und statt dessen an den Silokanal rüber zu fahren, um den Fischen meine Wobbler zu präsentieren.

In Brandenburg war ich scheinbar der Einzige, der sich zu diesem Zeitpunkt die Angel schnappte. Der Rest saß wohl überall vor der Glotze. Die Straßen waren wie leer gefegt – von einzelnen Pizzaservice-Taxen mal abgesehen. Es herrschte Ausnahmezustand. Ich konnte ganz ruhig an den Silokanal fahren und hatte den ganzen Kanal für mich alleine. Nicht mal ein Spaziergänger war zu sehen. Auch den Fischen war die Live-Übertragung egal. Sie sprangen auf der gesamten Angelstrecke als wenn sie ebenfalls die Abendstimmung genießen würden. Da lacht doch das Anglerherz. Ich beginne mit dem Aufbau meiner Aspire Spinnrute von Shimano. Kaum habe ich den Blank aus seinem Schutzrohr befreit, grölt es schon aus allen Himmelsrichtungen „TOOOOR!“. Ganz klar, Deutschland hat gerade das Führungstor geschossen. Ich schraubte ein wenig beruhigt meine Stradic-Rolle an und fädele die 0,10er geflochtene Schnur durch die Ringe. Während ich nach meinen Wobblern und nach meinen Stahlvorfächern wühle, kann ich eine gewisse Unruhe in den umgebenen Gärten wahr nehmen. „Das gibt es doch nicht!“ konnte ich aufschnappen und so etwas wie „Was macht der Gomez denn da?!!! So ein Sch....!“. Aha, es steht 1:1... Nun ja.... Die Fische warten...

Ich zog an den Kanal. Ich habe mir die sog. „Schweinebucht“ vorgenommen. Hier hatte ich schon oft Hechte räubern sehen und genau die möchte ich mit einem Cranc 84 von Saika in Barsch-Design ärgern. Denn ich weiß, dass die Barsche regelmäßig an der Kante patrouillieren. Sicher stehen sie auf der Speisekarte der Hechte. Da ich lediglich 1-2 Stunden losziehen wollte, hatte ich nur das Nötigste dabei: Meine Tasche mit den Ködern und dem Material, und meine Rute. Angeln kann so einfach sein, wenn man nicht zum Stippen los schleppt...

Der erste Wurf ging stromab. Beim Einholen klapperte der zweiteilige Crank 84 so stark, dass die Rute richtig stark vibrierte. Zupft man den Köder noch ein wenig, schlägt er verführerische Haken und zeigt sehr auffällig seine Flanken. Hält man den Wobbler an, treibt er wieder ein wenig auf. Er ist ideal, um ihn über der Steinpackung des Silokanals zu präsentieren.

Auch mit der Strömung geführt machte er sein verführerisches Spiel. Also gingen die nächsten Würfe gegen die Strömung. Mit leichten Zupfen wurde förmlich jeder Stein der Steinpackung nach Hechten abgetastet. Und da! In einer Zupfpause knallte ein ordentlicher Ruck durch die Rute. Einer der Hechte hatte zugeschlagen und nahm erst mal ein wenig Schnur. Da die gesamte Steinpackung praktisch frei von Hindernissen ist, kann man von einem sehr entspannten Drill sprechen. Nach ein paar Minuten lag der Esox auf der Seite und ich konnte ihn ganz sicher per Hand landen.
1:0 für mich am Silokanal! Mein „Näschen“ hatte mich nicht enttäuscht und ein schöner Hecht (75 cm Länge) an der Angel ist für einen Angler viel schöner als die schönste Live-Übertragung eines Fußballspiels.

Ich setzte meinen Streifzug noch eine halbe Stunde weiter fort, denn ich hatte raubende Rapfen entdeckt. Leider mochten die meinen Wobbler nicht. Wahrscheinlich war er ihnen etwas zu groß. Plötzlich knallte in die anglerische Ruhe wieder ein gewaltiger Tooooor-Schrei. Es stiegen Raketen in die Luft und es böllerte aus allen Richtungen. Es bestand kein Zweifel. Deutschland hat das 2:1 geschossen und Brandenburg feiert! Also ist auch alles ohne mich am TV gut verlaufen...

Zufrieden genieße ich im Stillen meinen kleinen Triumph am Silokanal. Noch 2-3 Impressionen von der Stadt der Angler aufgeschnappt, die Fledermäuse beim Insekten-Jagen noch etwas beobachtet und dann ist die Sonne vollends am Horizont verschwunden. Es war auch ohne DFB-Sieg bei der Live-Übertragung ein schöner Abend. Für die Deutschland-Fans und ganz besonders für mich, den angelnden Deutschland-Fan.
An diesen Abend werde ich mich sicher gerne zurück erinnern, wenn auch der Hecht nicht der Größte war. Aber er war ganz sicher einer meiner am schönsten gezeichneten. Ob das ein Fußballfan nach der Live-Übertragung sagen kann? Es war halt nur eine Übertragung von vielen. Ein Angeltag am Wasser ist immer etwas ganz einzigartiges und die Impressionen bleiben in euren Gedanken. Dazu müssen nicht immer kapitale Fische gefangen werden, auch wenn es euch viele Angelzeitschriften vorgaukeln. Fangt die Momente während des Angelns! Denn das sind die wahren kapitalen Fänge, wenn ihr ein Auge dafür habt!

Euer Schummi

 

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