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Grebenstein Colmic Cup: Eine andere Perspektive...

Mittlerweile gibt es viele Veranstaltungen für die Angler mit der schnellen Rute. Eine Handvoll hat sich zu den "Grand-Slam"-Veranstaltungen entwickelt, zu deren Kreis gehört sicher auch der Colmic Cup, der von Grebenstein ausgetragen wird.
Meist berichten die erfolgreichen Angler von ihnen und wie sie den einen oder anderen Flossenträger mehr gefangen haben als die anderen. Heute drehe ich mal die Perspektive um und erzähle euch aus eigener Erfahrung, wie man auch ganz erfolglos bei einem solchen Angeln sein kann und trotzdem versucht etwas daraus zu lernen. ;-)

Die Vorbereitung

Egal welches Angeln man nimmt, die Grundvorbereitung sieht eigentlich immer gleich aus. Man reist schon einige Tage vorher an, beobachtet das Verhalten der heimischen Fische und die Angeltechniken der anderen Teilnehmer. Wer war erfolgreich mit welcher Methode. Oft muss auch interpretiert werden: "Hat jetzt der Nebenmann im Training geblöfft oder möchte er wirklich mit so viel Posentragkraft fischen wie jetzt?"
Das Erlebte wird dann am Abend mit Team-Kameraden und anderen Bekannten ausgiebig diskutiert. Hier tun sich immer 2 Klassen auf. Die einen, die teamübergreifend den Kontakt zu Gleichgesinnten suchen und die "Einzelbrödler", die lieber für sich sind und das Geschehen argwöhnisch aus den Augenwinkeln beobachten. Die Organisatoren um den Colmic-Cup versuchen zwar, das eigenbrödlerische Verhalten mit allen Tricks (und sei es durch attraktive Tanzeinlagen) aufzubrechen, den Erfolg kann man aber als durchwachsen bezeichnen.

Nach der Vorbereitung findet oft ein Warm-Up statt. Hier wird dann schon mal etwas ernster gefischt. Die Karten liegen dann auch deutlicher auf dem Tisch. Trotzdem fragt man sich immer wieder: "Ist das jetzt wirklich die richtige Angeltaktik?"
Nun ja, am Ende entscheidet man sich für eine Angelmethode mit einigen Variationsmöglichkeiten. Außerdem hat man sich auf ein Futter mit speziellen Aromazutaten und Dipps festgelegt und hofft, dass jetzt der richtige Platz für einen in der Lostrommel ist. Genau so sah auch meine Grundsituation für den Colmic-Cup-Start aus.
 

Meine Strategie

Ich wollte im Gegensatz zu den meisten anderen in meinem Feld wesentlich leichter fischen (max. 4 Gramm Tragkraft). Dabei sollte der Köder schön dicht am Grund präsentiert werden. Eine Punktbebleiung sollte das schnelle Abtauchen des Köders sicher stellen. Damit die Fische meinen Köder möglichst gut finden, kam eine Futtermischung mit hohem Bisquitanteil und zusätzlicher Lehmbeschwerung zum Einsatz. Ich entschied mich meine erste Fütterung auf ca. 12 m anzulegen, da der Schiffsverkehr zumindest am Freitag (es war ein Arbeitstag) recht ordentlich sein dürfte. Die "Pötte" ziehen das Wasser mit enormer Kraft in Richtung Kanalmitte und damit wohl auch mein Futter. Dieser Futterabwanderung könnte ich dann mit langsamer Verlängerung meiner SpeedMaster Rute folgen. Natürlich kamen in meinem Futter unheimlich viele Caster-Anteile und Wurm-Anteile mit unter. Kurz: Ich glaubte, dass ich alles durchdacht hatte. Auch die Platzverlosung konnte mich von meinem Plan nicht abbringen.

Mein 1. Durchgang

Nach dem Start ging es dann ans Werk. Bei der 5-minütigen große Fütterung wartete ich besonders lange, bis ich meine ersten Ballen ins Wasser beförderte. Ich hatte noch von Michael Schlögl vom Anglertreff 2005 im Kopf, dass die Fische dort hin schwimmen, wo es platscht. Also ließ ich es platschen als alle anderen schon fertig waren. Und tatsächlich! Ich hatte sofort die Fische auf meinem Platz. Rotauge um Rotauge konnte ich landen. 2 Plätze neben mir saß Markus Malicki, ein guter Angelfreund aus Bremen. Mit ihm hatte ich die Taktik ausgeklügelt, obwohl wir in anderen Teams fischen und eigentlich Konkurrenten sind. Wir sind aber der Meinung, dass nur so das gemeinsame Angeln Spaß macht und die bessere Platzierung am Ende das anglerische Können entscheidet. Andere mögen es anders sehen als wir...
Auch Markus fing Fisch an Fisch. Bis hierhin lief alles wie am Schnürchen. Nach 20 Minuten kamen die Brassen. Schöne pfündige Exemplare wälzten sich in meinen Kescher. PERFEKT!

Dann kam plötzlich ein Biss und ich glaubte einen Hänger zu haben. Er setzte sich aber langsam in Bewegung. Mit der Routine der Trainingsläufe, in denen ich keinen "Koffer" verlor, zog ich das Geschöpf zum Kescher und genau an dessen Bügel verabschiedete sich der "Riesenteller". Sch....
Dieses Erlebnis kostet mich erst einmal emotional 30 Minuten des Angelns. Es kommt das, was in solchen Situationen oft passiert: Der kontinuierliche Abstieg. Sicher das Ergebnis eines Stippers mit fast gar keiner Routine...
Die Brassen waren weg und die Rotaugen kamen langsam wieder. Aber die Brassen blieben einfach irgendwo hängen. Nicht ganz irgendwo, sondern bei meinem linken Nachbarn (flussabwärts). Daniel Wolfsfeld aus Luxemburg hatte sie sich geschnappt und fing sie nun mit einem Lolli mit 8 Gr. Tragkraft. Ich fing ein Rotauge und er einen Brassen. So ging es die letzten 1,5 Stunden. Am Ende staunte er ebenfalls nicht schlecht, als er mein geringes Gewicht sah. "Ich dachte, du hast mindestens 8000 Gramm", versicherte er mir. Tja, das war wohl nichts. Es waren 3900 Gramm und Platz 17 im Teilsektor.
Was war hier schief gelaufen?
Diese Frage stellen sich nach dem ersten Durchgang eigentlich 80% des Teilnehmerfeldes. Allerdings muss man auch immer dazu sagen, dass es bei solchen Angeln sehr eng zugeht. Ein Fisch mehr kann schon mehrere Plätze Gutschrift bedeuten. Wolf-Rüdiger Kremkus lag am 1. Tag sogar hinter mir, weil er nur gute 3500 Gramm zu Waage brachte.
Markus erangelte sich mit unserer Strategie Platz 3 im Sektor. Also ganz so schief konnten wir nicht gelegen haben.
Später wurde aber trotzdem analysiert und gegrübelt. Man hätte wohl etwas schwerer fischen, dazu dann noch ein wenig mehr Würmer verfüttern können und wenn man dann noch die Angeltiefen variiert hätte, ja dann wäre es evtl. besser gegangen...

Mein 2. Durchgang

Und wieder ging es ans Wasser. Unendliche 8 Stunden vergingen vom Aufstehen bis zum Startschuss des Angelns. Eigentlich eine viel zu lange Vorbereitungszeit für ein 3 Stunden-Angeln. Hier hat man viel Zeit zu grübeln und sich die Sprüche der Kameraden einzufangen. Das gehört auch dazu. Mal ist man der Glückliche und mal eben nicht. Wenn dann die Team-Mitglieder ganz passabel gefischt haben, steht man unter einem besonderen Ehrgeiz.
Dieses Mal wurde eine neue Taktik gewählt: Da der Startplatz am Vortag eine 22 (von 25) brachte, wollte ich zunächst herausfinden, woran das lag. Schon als ich den Platz erreichte ahnte ich die Ursache: Muscheln! Eine seichte Kieserhöhung konnte man ausmachen, die sich ins Wasser fortsetzte. Erste Driftversuche auf 13 m Distanz mit der Pose gaben meiner Vermutung Recht (ein Hänger am anderen). Als dann auch Muscheln am Haken hingen, war mir klar, dass ich weiter draußen fischen musste. Also setzte ich auf die 14,5 m und rührte "leckeren" Lehm an, um den Muscheln für die Angelzeit den Rüssel zu stopfen. Die feinen Lehmpartikel mögen sie nämlich überhaupt nicht und schließen daher ihr Haus ab bis sich alles verzogen hat. Auch diese Taktik ging für 1,5 Stunden sehr gut auf. Sofort nach der Fütterung fing ich schöne Rotaugen und bald auch Brassen. Leider waren auch Alande mit dabei, die wieder zurück gesetzt werden mussten. Dann kam aber ein Ausflugsdampfer, der meinen Futterplatz sehr gut traf. Der Wasserspiegel senkte sich plötzlich um einige Zentimeter, was ein Zeichen für eine ordentliche Verdrängung ist. Danach war auf jeden Fall auf meiner Futterspur ruhe. Da ich zu Beginn schon 13 Liter Futter meiner vorgesehenen 17 Liter verfüttert hatte, konnte ich praktisch keine neue Futterspur aufbauen. Die gerade bei mir angekommenen Brassen zogen weiter und mir blieben wieder nur die kleinen Rotaugen. Eine Parallele zum Vortag...

Fazit

Das Angeln hatte ich mir wohl irgendwie selber verwachst. In beiden Durchgängen habe ich die Fische sofort auf den Platz bekommen. In beiden Durchgängen riss der Faden, als die Brassen kamen. In beiden Durchgängen konnte ich darauf nicht reagieren. Hier liegt wohl irgendwo der Fehler. Sicher gaben die Plätze keine Spitzenplatzierung her (das zeigen die anderen Angelergebnisse an diesen Plätzen), aber es war sicher mehr drin. Nur was?
Die Vermutung liegt nahe, dass der Brassenschwarm bei mir eintraf, das Futter dann weg saugte, ich vom Schwarm 1-2 Brassen fing und als der Platz leergefuttert war, die Fische weiter zogen. Habe ich also zu wenig nachgefüttert?
Außerdem: Ich hatte noch viele Würmer über, Brassen mögen Würmer für ihr Leben gerne. Habe ich dazu noch zu wenig Würmer nachgelegt als die Brassen dort waren?
Wie sieht es mit dem Hakenköder aus? Ich habe unheimlich lange mit Caster geangelt (und auch Rotaugen gefangen). Habe ich evtl. an den Brassen auch noch vorbei geangelt, indem ich zu selten Würmer als Köder probierte?
Zum guten Schluss: Viele Teilnehmer im Sektor fingen wesentlich größere Brassen als ich. Einige fingen mit 3-4 Würmern am Haken. War mein Hakenköder und die Haken für den Tag etwa zu klein (mir harkten einige Brassen aus)?

Ihr merkt schon: Am Ende eines solchen Angelns stellen sich dem Teilnehmer eine Menge Fragen, die nach Antworten rufen. Evtl. stellt sich der eine oder andere oft dieselben Fragen und hat auch eine Antwort für mich parat. Wenn ja, lasst es mich wissen..
Evtl. finden wir ja gemeinsam gute Antworten und vielleicht hilft es ja, die chronischen Sieger, die Schnockies (zum 4. Mal in Folge) 2008 zu überholen.

Eine dicke Gratulation an alle, die das Rätsel um die Brassen am Sacrow-Paretzer Kanal beim Colmic Cup 2007 geknackt haben.

Die erfolgreichsten Angler

Mannschaften:
1. Grebenstein Berlin 1 Schnock pz46
2. Moritz Brandenburg pz 57
3. AC Duisburg 1 pz 69
4. Grebenstein Brandenburg pz 71
5. Team Karlsruhe pz 74,5

Einzelsieger Sektoren:
A Steffen Perk, Grebenstein Berlin
B Uwe Bocklage, Grebenstein NRW
C Heiko Krone, Moritz Brandenburg
D Rene Nitz, Grebenstein Brandenburg
E Erwin Zange, Grebenstein Brandenburg
 

Kurzes in eigener Sache

Einigen ist es nicht entgangen, dass ich am Sonntag nicht mehr bei der Verabschiedung dabei war. Ganz sicher hatte es nicht mit meiner Platzierung zu tun, wie hier und da vermutet wurde. Im Gegensatz vieler anderer bin ich selbständiger Unternehmer und somit praktisch immer im Dienst. So auch an diesem Wochenende. Mit Ach und Krach konnte ich mir die Zeit noch abknapsen, damit ich den 2. Durchgang für mein Team mit fischen konnte. Dann brauchte mich aber meine Firma wieder und so endete mein Wochenende schon am Sonntagmorgen mit Arbeit. Die Teilnehmer mögen es mir verzeihen, aber der Job geht halt immer vor und SoftPearls ist immer noch der größte Sponsor von fangplatz.de. Da kann man auf meine Anwesenheit bei einer Siegerehrung sicher auch mal verzichten, wenn der größte Sponsor ruft.
Das sichert ja auch das Fortbestehen des Portals, oder?! ;-)

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