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Perfektes Tremarella-Material: Rute, Rolle, Schnur

Von der Idee und Methode im ersten Teil der Tremarella-Einstiegsserie kommen wir nun zum benötigten großen Material. Bevor wir erklären, welches Material optimal zum italienischen Forellenangeln ist, schicken wir eine wichtige Prämisse voraus:
Vergesst einmal alles, was ihr über eine optimale Forellenrute in eurem Fachgeschäft erklärt bekommen habt!
Denn um erfolgreich mit Glas, Rasseln und Bombarden zu fischen, müssen die Ruten ganz andere Eigenschaften mitbringen, als wir es in Deutschland immer vorgebetet bekommen haben.

Eigenschaften der Tremarella Rute

Ihr kennt noch die alten Glasfaser­ruten? Gut! Ihr kennt auch die Spitzen der Feeder-Ruten? Sehr gut! Wenn ihr diese beiden Dinge mit­ einander kombiniert und dazu noch die heutige Rutenbautechnik hinzufügt, die euch am Ende der Rutenbiegung ein ansehnliches Rückgrat beschert, dann seid ihr ganz nah dran, an der optimalen Tremarella-Rute!
Sie ist nämlich zwischen 3 m und 4,30 m lang, leicht, dünn und in der Ruhelage butterweich. Geben wir dem ausgefahrenen "Stöckchen" einen kurzen Impuls mit dem Handgelenk, dann geht eine feine Welle durch den Blank bis in die Rutenspitze. Diese Welle kommt dann von dort zurück zum Handteil und wir brauchen sie nur wieder mit einer leichten Handbewegung zurück zur Rutenspitze schubsen. So bekommen wir die für das Tremarella-Angeln so wichtige wackelnde Rutenspitze.

Die Wurfgewichte solcher Ruten beginnen bei 1 Gramm und sollten 12 Gramm nicht überschreiten. Wie gesagt: Vergesst alles, was ihr früher über die Eigenschaften von Forellen­ruten gelernt habt. Das ist eine ganz andere neue Dimension, mit der ihr
zudem viel erfolgreicher sein werdet!

Dazu wird die Rutenaktion benötigt

Wozu benötigt man diese Aktion? Das italienische Wort »Tremarella« bedeutet übersetzt "tatterich" oder "zitterich". Damit wird schon genau erklärt worum es bei dieser Angeltechnik geht. Der Köder wird mit der Rutenspitze durch das Wasser gezittert!
Genau dazu benötigen wir eine Rute, die den Köder am anderen Ende richtig ins Zittern bringt. Deshalb auch die feinen Leierschwanz-Eigenschaften.

Dazu die feine Rutenspitze

Auch Forellen sind sehr sensibel, wenn es an den Seen hoch her geht. Bei jeder Berührung mit dem ­zitternden Köder erfolgt ein Impuls über die stramme Schnur auf die Rutenspitze. Ist die Spitze weich, wie bei einer Feeder-Rute, spüren die Forellen kaum einen Widerstand und wittern so keinen Verdacht. Da Forellen vor dem richtigen Biss ihre Beute oft vorher attackieren ist es ganz wichtig, dass die Spitze den Biss anzeigt ohne dass die Forellen Verdacht schöpfen.

Eigenschaften der Tremarella Rolle

Die ideale Tremarella-Rolle wickelt auch bei ganz langsamen Kurbelbewegungen die dünne Schnur gleichmäßig mit einer perfekten Schnurverlegung auf. Mehrere Kugellager in Kurbel, Getriebe und Schnurlauf-Röllchen sorgen dafür. Da man die Rolle den ganzen Tag in den Händen hält, sollte sie möglichst leicht sein.

Die Bremseinstellung ist beim Tremarella-Angeln ebenfalls ein ganz wichtiger Punkt. Daher sind Rollen mit Frontbremsen vorzuziehen, da nur mit ihnen eine feine und optimale Einstellung möglich ist. Die große Bremsscheibe in der Spule macht es möglich! Gerade Forellen explodieren oft im Drill und nur eine gute Rollen­ bremse gibt von Beginn an und ohne Rucken kontinuierlich die Schnur ab.
Darüber hinaus muss die Rolle weite Würfe mit leichten Gewichten gewährleisten. 3000er Modelle sind eine perfekte Wahl. Die Bremsscheiben des relativ dicken Spulenkerns sind groß genug, wobei die Spulen pro Kurbelumdrehung eine ausreichende Menge Schnur aufwickeln.

Eigenschaften der Tremarella Schnur

Nicht nur im Rutensektor gab es in den letzten 25 Jahren enorme Weiterentwicklungen. Auch bei der Schnurentwicklung ist die Zeit nicht stehen geblieben. Die Durchmesser, die vor 20 Jahren als dünnes Härchen bezeichnet wurden, können
heute bedenkenlos zur Not auch als Sicherungsschnüre für Bootsbefestigungen verwendet werden.
Eine 0,18 mm bis 0,20 mm starke Schnur reicht daher heute zum Forellenangeln völlig aus. Profis setzen auf 0,16 mm starke und durchsichtige Schnur. Forellenflüsterer und coach der ersten deutschen Tremarella-Nationalmannschaft, Andy Weyel, hat gerade auf unserem letzten Tripp eine fast 10 kg schwere Regenbogenforelle auf 0,16er Hauptschnur und 0,14 mm starkem Flurocarbon-Vorfach gefangen. Einen besseren Beweis gibt es für unsere These nicht!

Wobei wir beim Vorfach wären. Hier ist Durchsichtigkeit erste Priorität. Daher fischen alle Profis mit langen Vorfächern aus Flurocarbon. Das Material hat fast dieselben Lichtbrecheigenschaften wie Wasser und ist somit auch unter Wasser nahezu unsichtbar. Die Vorfachstärken sollten 0,14 mm für 0,16 mm starke Hauptschnüre sein und 0,16 mm für 0,18 mm kräftige Hauptschnüre.
Auch hier gilt: Nehmt eine Markenschnur. Sie ist in Bezug auf Material, Verarbeitung und Versiegelung immer die bessere Wahl und wird euch länger mit Haltbarkeit die Treue halten als Billig-Angebote. Denn im Laden halten zunächst alle Schnüre. Interessant wird es, wenn sie einige Tage dem aggressiven UV-Licht am Wasser ausgesetzt waren. Dann trennt sich die Spreu vom Weizen in Windeseile.

Mehrere Ruten sorgen für Flexibilität und Bewegung

Einsteiger kommen sicher mit einer Rute aus. Ihr werdet aber auf den folgenden Seiten sehen, dass wir am Forellensee schnell reagieren müssen. Wir ändern die Wurfweite, die Montage und nicht zuletzt auch die Köder oder Köderformen.
Daher sind Profis mit zahlreichen Ruten und Montagen vor Ort immer den einen Tick voraus. Zudem sollte man mit seinem Material mobil sein, denn beim Tremarella-Angeln wechseln die Angler im Stundentakt den Platz.
Dazu haben die Italiener praktische Rutenständer (umgangssprachlich als Abschussrampen bezeichnet), die die montierten Ruten in ihrer vollen Länge fein übersichtlich und schonend aufnehmen. Damit sich keine Montage verwickelt, sorgen spezielle Klammern dafür, dass jede Schnur mit ihrer Montage exakt an ihrer Rute bleibt. Häufig haben die absoluten Cracks einen zwei-
ten Ständer für Köder, Hakenlöser, Schlagholz und das überschau­ bare Kleinmaterial dabei. Über den ­Nutzen kann man jetzt diskutieren, wir erwähnen es nur zur Vollständigkeit.

Damit haben wir die großen Teile zum Forellenangeln mit der Tremarellamethode zusammen. Im nächsten Teil widmen wir uns den Kleinteilen und deren speziellen Wirkungen auf Forellen.

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